In diesem Jahr wurden Dr. Michael Oertel und Dr. David Cordas dos Santos ausgezeichnet. Herr Dr. Oertel ist Oberarzt in der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Münster mit dem Forschungsschwerpunkt maligne Lymphome und Leukämien. Dr. Cordas dos Santos arbeitet derzeit als Instructor am Dana Farber Cancer Institute und der Harvard Medical School. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen die klinische und translationale CAR-T-Zellforschung sowie Myelomforschung.
Michael Oertel bei der Preisverleihung
Bericht zur Arbeit von Dr. Oertel:
Der diesjährige GLA Award 2024 „Lymphoma Clinical Research Award“ wurde an Herrn Dr. Michael Oertel aus Münster für seiner Arbeiten zur "Entwicklung individualisierter Behandlungsstrategien in der Strahlentherapie maligner Lymphome" verliehen. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten widmet er sich der individualisierten und risikoadaptierten Indikationsstellung der Radiatio bei niedrig- und hochmalignen Lymphomen. Hierbei zeigte er das vielseitige Spektrum der Strahlenbehandlung sowohl bei nodalen als auch extranodalen Befällen auf und demonstrierte die Kombination mit modernen systemtherapeutischen Ansätzen. Aufgrund der Strahlensensibilität hämatologischer Erkrankungen ist eine gegenüber früheren Bestrahlungskonzepten niedrig-dosierte und kleinvolumige Bestrahlung möglich, sodass moderne Strahlentherapieplanung und -durch-führung eine relevante Nebenwirkungsreduktion bewirkt. Dass dies jedoch nicht zu einer wahllosen De-Eskalation oder einem pauschalem Verzicht auf die Radiotherapie führen sollte, skizzierte Herr Dr. Oertel in seinem Vortrag zur Preisverleihung eindrücklich.
Weiterhin betonte er die Notwendigkeit die gewonnenen Erkenntnisse in Aus- und Weiterbildung von Studierenden und Assistenzärzt*innen zu übertragen. Hier gebe es noch deutlichen Nachholbedarf.
David Cordas dos Santos
Bericht zur Arbeit von Dr. Cordas dos Santos:
Die im Fachjournal Nature Medicine veröffentlichte Studie untersuchte anhand einer Metaanalyse von 46 Studien die Rate nicht-rück-fallbedingter Todesfälle (Non-Relapse-Mortality, NRM) bei über 7.600 Patientinnen und Patienten, die aufgrund eines aggressiven B-Zell-NHL oder eines multiplen Myeloms mit den bisher zugelassenen CAR-T-Produkten behandelt wurden. Dabei zeigte sich, dass die NRM mit einer Nachbeobachtungszeit von etwa einem Jahr über alle Tumorarten und Therapien hinweg bei 6,8 % lag und sowohl von der Art des behandelten Tumors als auch von dem jeweils verwendeten CAR-T-Zellprodukt beeinflusst wurde. Bei Personen mit Mantelzell-Lymphom betrug die NRM über 10 % und war damit am höchsten, wohingegen sie bei Patientinnen und Patienten mit diffus großzelligem B-Zell-Lymphom (DLBCL) und indolenten Lymphomen etwa 6 % erreichte.
In anschließenden Metaregressionsmodellen, die verschiedene Kovariablen wie Behandlungskontext, Therapielinie, Dauer der Nachbeobachtung sowie den Behandlungszeitraum vor und nach Beginn der COVID-19-Pandemie berücksichtigten, ergaben sich Hinweise auf mögliche Unterschiede in der Sterblichkeit je nach verwendetem CAR-T-Zellprodukt. Innerhalb der Subgruppe von DLBCL-Patientinnen und -Patienten war die NRM-Rate bei Therapie mit Axi-cel höher als bei Behandlungen mit Liso-cel oder Tisa-cel.
Darüber hinaus wurden die spezifischen Ursachen der insgesamt 574 Todesfälle analysiert. Über 50 % waren infektionsbedingt, gefolgt von sekundären Malignomen (7,8 %) sowie kardiovaskulären bzw. respiratorischen Ursachen (7,3 %). Die bislang als besonders bedeutsam erachteten Nebenwirkungen der CAR-T-Zelltherapie (z. B. CRS und ICANS) machten kumulativ etwa 11,5 % der NRM-assoziierten Todesfälle aus.
Die Ergebnisse der Studie liefern einen umfassenden Einblick in die nicht-rückfallbedingte Mortalität nach CAR-T-Therapie und unterstreichen insbesondere die Bedeutung eines intensiven Infektionsmanagements, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen und deren Folgen zu minimieren.